Viva Las Vegas | Perspektive SAP IT – November 2022
Autor: Tobias Harmes | 30. November 2022
Waren Sie auch nicht auf der SAP TechED 2022 in Las Vegas im November? Ach, und auch nicht virtuell teilgenommen? Ich gestehe, dadurch dass die virtuelle Teilnahme nichts gekostet hat, waren es auch immer die Einträge, die im Kalender als erstes anderen Themen Platz machen mussten. Dankenswerterweise gibt es ja Aufzeichnungen, und da war einiges Interessantes dabei, was für die SAP IT eine Rolle spielt.
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Editorial
Web Dynpro tot
Zum Beispiel ist Web Dynpro tot. Also Web Dynpro ABAP. Das (nicht so) gute alte SAP GUI Dynpro sowieso. Also so tot wie Web Dynpro Java – das wurde ja auf der SAP TechED 2010 für tot erklärt und hat dann trotzdem noch 10 Jahre bei uns nennenswert Beratungsgeschäft erzeugt.
Doch der Reihe nach. Ich habe mit Pro-Code angefangen. Schauen wir zuerst auf den neuen, alten heiligen Gral: Fachanwendern ihre eigenen Apps ermöglichen. Mit Low-Code.
SAP, der Baumeister
In der Eröffnungs-Keynote hat SAP CTO Jürgen Müller eine auf der Business Technology Plattform aufsetzende Low-Code-Suite vorgestellt. Dabei besteht „SAP Build“ aus umbenannten Produkten: SAP Build Apps war bisher SAP AppGyver, SAP Build Process Automation hieß bisher SAP Process Automation und „SAP Build Work Zone standard edition“ hieß vorher schlicht Launchpad Service.
Mit den Tools soll es SAP Kunden leichter fallen, auch ohne professionelle Entwickler Web-Applikationen und Mobile Apps zu erstellen. Jürgen Müller war definitiv „on fire“ und fragte das Publikum „Do you like it?“ – ich glaube das zaghafte Klatschen des Publikums zeigte die leichte Überforderung bei diesem Ritt durch Namen und Oberflächen.
Vielleicht kannte auch der eine oder andere den Namen „SAP Build“ bereits, denn so hieß auch ein letztes Jahr abgekündigtes Fiori Prototyping Tool. Nur hat das neue SAP Build mit SAP UI5 nichts am Hut. Und weil man auf das offizielle Support-Ende 2024 nicht warten wollte, heißt das alte Produkt jetzt „SAP Build Classic“.
Die SAP Build Demos aus der Keynote waren trotzdem interessant. Denn normalerweise würde eine neue Mobile Workflow App, die dynamisch Geschäftspartner-Daten von einem On-Premise-S/4HANA als Drop-Down zieht, sicherlich ein längeres Entwicklungsprojekt nach sich ziehen.
ABAP Pre-Cobol
Nach Low-Code ging Jürgen Müller zu Pro-Code über. Und das ist fairerweise in der realen SAP-Welt immer noch On-Premise ABAP Code. Und nachdem Walldorf sich nicht so recht beliebt gemacht hat mit der Aussicht, alle ABAP Programmierer auf Java und JavaScript umschulen zu lassen, nimmt SAP einen erneuten Anlauf. ABAP Cloud (ehemals Steampunk) ist nun als Application Server in der SAP BTP verfügbar und kann als Gegenpart zum Java/JavaScript-basierten Cloud Application Programming Model (CAP) genutzt werden. Immer mit dem Ziel, Erweiterungen für S/4HANA Cloud und On-Premise zu bauen und so den Core sauber und damit upgradebar zu halten. Sogar garniert mit der Aussage: „ABAP Cloud sollte Ihre bevorzugte Entwicklungsumgebung sein“ und eben auch, dass Dynpro und Web Dynpro ABAP nicht länger unterstützt werden.
In der Business Applications Keynote wurde dann in einer Demo mal gezeigt, wie denn eine Übertragung von SE80 auf Eclipse, BAS, VS Code oder was auch immer aussieht. Immerhin gibt es Hilfestellung, damit ich vom ursprünglichen „ABAP-Select auf die Tabelle MARA“ auf die eigentlich zu verwendende API-Abfrage komme. Auch wenn das schon gut aussieht, denke ich da: Solange etwas manuell konvertiert werden muss, wird ABAP On-Prem das nächste Cobol sein. Gekommen, um zu bleiben.
Hidden Champion der IT-Projekte
Noch mal zu Low-Code. Ich habe mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen in den Projekten mal umgehört. Verwenden unsere Kunden und wir eigentlich irgendwo schon produktiv Low-Code? Und ich war ziemlich überrascht, wie intensiv das bereits in Projekten eingesetzt wird. Allerdings nicht von Fachanwendern, die aus Gründen selbst ihre IT in die Hand nehmen wollen. Sondern von professionellen Beratern und Entwicklern. Denn gerade in großen IT-Projekten gibt es immer wieder Anforderungen, die bei Beginn des Projektes nicht bekannt gewesen sind. Und wo Low-Code massiv dazu beitragen konnte, das Budget zu halten und trotzdem den Fachbereich mit einer Funktionalität glücklich zu machen.
Low-Code kann Pro-Code
Die seltsame Trennung aus der TechED-Keynote zwischen Low-Code und Pro-Code und die Darstellung, dass Low-Code nur für Nicht-ITler ist, ist aus meiner Sicht eine vergebene Chance. Low-Code kann insbesondere für professionellen IT-Prozessexperten und Entwicklern ein mächtiges Werkzeug sein, Anforderungen schnell und trotzdem wartbar umzusetzen. Also bevor Sie SAP Build, Microsoft PowerApps, Simplifier oder Neptune auf den Schreibtisch des Keyusers legen, ruhig auch mal selbst testen. Der Fachbereich wird es Ihnen danken.
Herzliche Grüße
Tobias Harmes
PS: Zum Thema Low-Code halten wir demnächst auch ein Webinar. Sie können sich gerne noch anmelden: Mit Low-Code-Plattformen SAP Entwicklung vereinfachen und beschleunigen
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