DSAG-Jahreskongress 2023 Recap: Normaler Wandel [Update]

Autor: Tobias Harmes | 19. September 2023

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Der DSAG-Jahreskongress 2023 öffnete seine Türen für fast 5000 Teilnehmer. Auf der Bühne in Bremen waren unter anderem DSAG-Vorstand Jens Hungershausen und SAP CEO Christian Klein am Start, um Innovationen in der SAP-Landschaft zu diskutieren. Wobei es eigentlich keinen Dialog gab, nur die Gretchenfrage: „Innovationen wirklich nur noch für die Cloud?“

DSAG-Jahreskongress 2023 Recap – Das Video

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Tag 1: Innovationen nur noch in der Cloud

Die meisten Unternehmen stehen laut DSAG-Umfragen immer noch vor der Herausforderung, auf S/4HANA umzusteigen, wobei viele es eher als technisches Upgrade ansehen. Natürlich nutzt die DSAG die Keynote traditionell auch um Forderungen an SAP zu stellen. Zum Beispiel nach mehr Transparenz und einer frühzeitigere Einbindung von Partnern und Kunden in Innovationsprozesse.

In der DSAG-Keynote war jetzt aus meiner Sicht nicht viel Reibung oder Überraschung enthalten. Nur beim Thema „Innovationen nur noch in der Cloud“ gab es dann doch mal Bewegung im Publikum. Die DSAG betonte ihre offene Haltung gegenüber der Cloud, wobei sie gleichzeitig die Notwendigkeit unterstrich, dass Unternehmen die Freiheit haben sollten, den Zeitpunkt des Übergangs selbst zu bestimmen.

DSAG-Jahreskongress 2023: Keynote der DSAG

Keynote der DSAG – Kritikpunkt “Innovationen nur in der Cloud”

Ein neuer digitaler Co-Pilot

Die Sichtweise von Christian Klein von SAP auf die aktuellen Herausforderungen und die strategische Ausrichtung von SAP ist eine andere. Man wird weiter wie in den letzten drei Jahren Fokus auf Cloud-Lösungen legen. Und die Vielzahl der veröffentlichten APIs wären ein Beispiel für umfangreiche Transparenz.

Mehrfach betonte er das Navy-Seal-Motto: „Wir lassen niemanden zurück.“  Man wird OnPremise weiter unterstützen. Unausgesprochen aber trotzdem ziemlich klar war aber auch enthalten: „… aber stehen bleiben wir auch nicht.“ Aus Sicht von Klein sind manche Innovationen nur auf eine Cloud-Infrastruktur realisierbar – sie funktionieren OnPremise einfach nicht. Zum Beispiel präsentierte Klein die Vision eines digitalen Co-Piloten, der es den Nutzern ermöglicht, SAP natürlich-sprachige Fragen zu stellen – eine mögliche Abkehr von dem gewohnten Bild der Transaktionsnutzung. Außerdem wurden intelligente Workflows erwähnt, ohne wirklich in die Details zu gehen.

DSAG-Jahreskongress 2023 - Klein in der Keynote der SAP

CEO Klein in der Keynote der SAP macht Versprechungen ohne zurückzurudern

KI funktioniert am besten mit harmonisierten (Cloud-)Daten

Interessant fand ich eine Argumentation für den Weg in die Cloud, die ich bisher so noch nie gehört habe. Die Migrationsstrategie, unterstützt durch “Rise with SAP”, zielt darauf ab, Datenmodelle zu harmonisieren. Dadurch kann dann KI viel effektiver eingesetzt werden. Klein erwähnt, dass von 25.000 Kunden die bereits SAP AI einsetzen die meisten Probleme bei heterogenen OnPremise-Systemen entstehen, weil da die Daten eben noch nicht an einer Stelle zusammengelaufen sind.

Und ein Argument für SAP wäre auch, dass SAP in der Lage wäre bei der Nutzung von KI gleichzeitig Datenschutz und der Einhaltung von Berechtigungen zu gewährleisten. Sprich: wenn ich das große KI-Oracle (sorry, ich meinte Orakel) frage, dann bekomme ich nur die Antworten, die ich aufgrund von Berechtigungen eh hätte sehen können. Das finde ich spannend.

Praktische Erfahrungen und Einblicke

Die Keynote von EnBW bot Einblicke in ihr S/4HANA-Transformations-Projekt. Mit einem als „selektives Greenfield“ bezeichneten Ansatz hat EnBW zu Beginn des Projekts Geschäftsfähigkeiten identifiziert und danach differenziert, ob sie wettbewerbsdifferenzierend sind oder nicht. Auch um zu bestimmen, was durch den S/4HANA Core abgebildet werden kann und soll, und bei was man auf Drittanbieter-Lösungen geht. Old but Gold: eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und IT ist essenziell. Der Verlauf des Projektes sah mustergültig aus, nicht wenige im Publikum dürfte sich da gewünscht haben, schon da zu sein, wo EnBW nach vier Jahren gerade steht. Interessant wäre noch gewesen, ob auch mal was schiefgelaufen ist.

DSAG-Jahreskongress 2023: die Keynote von EnBW zur S/4HANA Migration

Die Keynote von EnBW zur S/4HANA Migration

Innovative Ansätze bei den Stadtwerken München

Mario Rüger von den Stadtwerken München teilte spannende Einblicke in die Nutzung der SAP Analytics Cloud, von der Optimierung von E-Bus-Flotten bis zur Überwachung von Schwimmbädern zur Erkennung von Ertrinkungsgefahren. Ein humorvoller Blick auf die unterschiedlichen Perspektiven von IT und Endnutzern auf den 80/20-Ansatz brachte das Publikum zum Schmunzeln. IT sieht sich als Enabler, 20% Hilfe und 80% macht der User selbst. Der Fachbereich sieht es genau umgekehrt. Ein Garant für Enttäuschungen. Der Vortrag zeigte auch: wenn man Zeit und Liebe in das Onboarding und die Qualitätssicherung von Analytics-Frontends steckt, kann man aus einer Nischen-Berichts-Funktion eine begehrte Core-Applikation machen.

DSAG-Jahreskongress 2023: Erfahrungsbericht der Stadtwerke München zum Ausbau der SAP Analytics Cloud

Erfahrungsbericht der Stadtwerke München zum Ausbau der SAP Analytics Cloud

Abschlussgedanken

Nach dem Feedback vom Kongress 2022 haben die Veranstalter die Keynote-Präsentationen auf 30 Minuten gekürzt, wodurch sie prägnanter und auf den Punkt gebracht wurden. Das ist wirklich deutlich angenehmer gewesen. Die Keynotes gibt es dann vermutlich wie die letzten Jahre die nächsten Tage auch auf youtube.

Update: DSAG-Jahreskongress 2023 Tag 2

Das Pulver war schon ein wenig verschossen vom Tag 1, dazu klappte es auch plötzlich nicht mehr mit dem Zeitmanagement. Es wurde wild überzogen.

Noch mal: Die Rolle der Cloud in der SAP-Strategie

In der DSAG-Keynote von Thomas Henzler und Christine Grimm wurden die Bedeutung der digitalen Transformation und die Herausforderungen auf dem Weg zu einem nachhaltigen SAP-S/4HANA-Ökosystem thematisiert. Henzler unterstrich die Notwendigkeit klarer Aussagen von SAP über die Zukunft vieler Branchen-Lösungen und fischte genüsslich eine alte Aussage von sap.com von 2020 heraus, in dem langfristige Innovation für S/4HANA On-Premise versprochen wurde. Ich empfand es leider stellenweise als redundant zum Vortag, auch wenn die grimmige Miene das Thema sicherlich noch mal gut in Szene gesetzt hat.

Thomas Henzler von der DSAG vergleicht alte Aussagen von 2020 mit der aktuellen Wahrheit

Thomas Henzler von der DSAG vergleicht alte Aussagen von 2020 mit der aktuellen Wahrheit

Künstliche Intelligenz: SAP lernt auf Kundendaten

SAP-Vorstandsmitglied Thomas Saueressig legte dann auch nicht mit dem Thema des Vortrags los. Sondern stellte der zuvor geäußerten Kritik noch ein weiteres Argument entgegen: SAP sieht den Engpass bei Innovation nicht in der Lieferfähigkeit von SAP.

Gewünschte Innovationen werden geliefert, aber sie werden dann oft gar nicht genutzt. Beispiel SAP mobile Start – geliefert aber von niemanden im Raum genutzt. Er betonte, dass SAP sich wohl bewusst ist, dass 80% der Kunden Mittelstand sind. Sein Pro-Cloud-Argument: durch die Cloud können von SAP kontinuierlich Innovationen geliefert werden, die auch ankommen.

Interessant für mich war vor allem die Demo von SAP Copilot. Wobei ich mich so langsam frage, warum so lässig betont wird, dass man ja auf den Daten von 25.000 Kunden lernt und noch mehr lernen wird. Wissen das die Kunden? Oder gehört das dazu, wenn man SAP KI bucht?

SAP sieht KI als Schlüsseltechnologie und strebt die volle Integration an

SAP sieht KI als Schlüsseltechnologie und strebt die volle Integration an

Security Dashboard Trostpflaster

Nachmittags habe ich noch aufgeschnappt, dass es eventuell zu Weihnachten noch neue APIs der SAP zur Abfrage von BTP-Sicherheitsempfehlungen geben wird. So als Trostpflaster, weil ein SAP Security Dashboard ja weiterhin nur durch 3rd-Party-Anbieter verfügbar ist.

SAP Integration Suite für On-Premise

Während alle sich um die Cloud-Innovations-Gretchenfrage kabbeln, liefert SAP für die Integration Suite eine On-Premise-Innovation. Im Rahmen der Präsentation der SAP Integration Suite Roadmap wurde ein neues (Beta-)Produkt vorgestellt: die Edge Integration Cell. Dieses ermöglicht eine hybride Bereitstellung von Integration-Flows, wobei Kunden ihre Flows in der Cloud entwerfen und dann lokal in ihrem eigenen Netzwerk via Kubernetes bereitstellen können. Dazu ist auch ein Artikel auf blog.sap.com erschienen.


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Tobias Harmes

Experte, Speaker, Herausgeber rz10.de

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