Zukunftsforschung: Wie arbeiten wir in 2035? – mit Julia Lampert

Autor: Tobias Harmes | 27. August 2024

3 | #podcast
Zukunftsforschung 2b AHEAD

Laut Zukunftsforschung wird die Arbeitswelt im Jahr 2035 grundlegend anders aussehen als heute. Viele bekannten Berufsbilder und Arbeitsweisen könnten durch den Einsatz von KI drastisch verändert sein. In dieser Podcastfolge spreche ich mit Julia Lampert, Zukunftsforscherin und Director of Research bei 2bAHEAD, darüber, welche Trends und Entwicklungen die Zukunft der Arbeit bestimmen werden und wie sich Ihr Unternehmen schon heute darauf vorbereiten kann.

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Die Rolle der Zukunftsforschung

Zukunftsforschung ist eine wichtige Wissenschaftsdisziplin, um Entscheidungsträgern in einer zunehmend unsicheren Welt Orientierung zu geben. Julia Lampert betont allerdings, dass es bei der Zukunftsforschung nicht darum geht, die Zukunft exakt vorherzusagen. Das Vorgehen der Forscher besteht darin, die heute existierenden Trends und Treiber zu identifizieren, die die Zukunft prägen werden. Mit diesen Trends müssen sich Akteure aus unterschiedlichen Branchen auseinandersetzen, um strategische Entscheidungen zu treffen, die nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig tragfähig sind.

Die Arbeit der Zukunftsforscher besteht laut Lampert darin, ein umfassendes Bild zukünftiger Entwicklungen zu zeichnen. Dazu werden Daten analysiert, Experten befragt und verschiedene Perspektiven berücksichtigt. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Zukunft nicht einfach passiert, sondern von Menschen und Organisationen aktiv gestaltet wird. Diese so genannten „Keyplayer“ in der Industrie haben einen großen Einfluss darauf, wie sich Technologien und Märkte entwickeln werden.

Generative KI und ihre Implikationen

Ein zentrales Thema in der Diskussion um die Zukunft der Arbeit ist die generative künstliche Intelligenz (KI). Diese Technologie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und wird voraussichtlich in vielen Bereichen der Arbeitswelt eine Schlüsselrolle spielen. Unter generativer KI versteht man Systeme, die in der Lage sind, selbstständig Inhalte zu erzeugen – seien es Texte, Bilder, Musik oder sogar ganze Softwareprogramme.

Lampert erläutert, dass es sich bei der generativen KI um eine universelle Technologie handelt. Sie kann demnach in nahezu allen Bereichen, in denen Wissensarbeit eine Rolle spielt, eingesetzt werden. Besonders interessant ist der Einsatz von generativer KI im Bereich der Programmierung. Entwickler, die mit diesen Modellen arbeiten, könnten bald ihre Produktivität deutlich steigern, indem sie Routineaufgaben automatisieren und sich auf kreativere Aspekte ihrer Arbeit konzentrieren.

Ein weiteres vielversprechendes Anwendungsfeld der generativen KI ist die Medizin und Biotechnologie. Hier kann KI helfen, Diagnosen zu stellen, Behandlungspläne zu erstellen und neue Medikamente zu entwickeln. Auch in der Beratung und Zukunftsforschung selbst sieht Lampert Potenzial, da KI viele repetitive Aufgaben übernehmen und so die Effizienz der Berater steigern könnte.

Herausforderungen durch KI

Trotz der vielen Möglichkeiten, die generative KI bietet, stellt sie uns auch vor große Herausforderungen. Eine davon ist das Phänomen der sogenannten „Halluzinierung“ von KI-Systemen. Damit sind Situationen gemeint, in denen die KI falsche oder irreführende Informationen generiert. Dies sorgt besonders in sicherheitskritischen Bereichen für erhebliche Schwierigkeiten.

Lampert beschreibt, dass es verschiedene Ansätze gibt, dieses Problem zu lösen. Einer davon ist die „retrieval-augmented generation“ (RAG), bei der die KI auf einen festen Datensatz zugreift, um sicherzustellen, dass die generierten Informationen faktisch korrekt sind. Ein anderer Ansatz ist das „multi-step reasoning“, bei dem die KI durch logische Schritte geführt wird, um die Genauigkeit der Ergebnisse zu erhöhen.

Zukunft der Arbeitswelt

Wie sieht die Arbeitswelt im Jahr 2035 aus? Diese Frage beschäftigt nicht nur Branchenführer, sondern die gesamte Gesellschaft. Die Automatisierung von Aufgaben durch künstliche Intelligenz wird voraussichtlich viele Jobs verändern, wenn nicht gar überflüssig machen. Dennoch sieht Lampert die Rolle des Menschen im Mittelpunkt.

Die Arbeitskräfte der Zukunft sollten sich weniger auf repetitive Aufgaben konzentrieren, die leicht automatisiert werden können, empfiehlt die Forscherin. Stattdessen wird der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Anwendung von Fähigkeiten liegen, die nicht so leicht von Maschinen übernommen werden können. Dazu gehören kreatives Denken, komplexe Problemlösungen und die Fähigkeit, innovative Konzepte zu entwickeln.

Eine wichtige strategische Empfehlung, die Lampert an Führungskräfte richtet, ist es, sich auf die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter im Bereich des originellen Denkens zu konzentrieren. Diese Fähigkeiten werden in einer Welt, in der KI viele traditionelle Aufgaben übernimmt, immer wertvoller.

Business-to-AI: Ein neues Paradigma

Ebenfalls spannend ist das Konzept „Business-to-AI“. Dahinter verbirgt sich die Vorstellung, dass in Zukunft nicht nur Menschen, sondern auch KIs selbst als Kunden betrachtet werden müssen. Diese KIs könnten dann Entscheidungen treffen, Einkäufe tätigen oder sogar mit anderen KIs interagieren, um Geschäftsprozesse zu optimieren.

Für sämtliche Unternehmen würde dies bedeuten, ihre Produkte und Dienstleistungen so zu gestalten, dass sie nicht nur menschliche Bedürfnisse befriedigen, sondern auch für KI-Systeme attraktiv sind. Auf diese Weise könnte eine völlig neue Art von Geschäftsbeziehung entstehen, in der KI als Mittler zwischen Anbietern und Endnutzern fungiert.

Datenschutz und Vertrauen

Erhöhte Effizienz, Innovation, Einkäufe, die sich von selbst erledigen – wo ist der Haken? Wer diesem Thema mit Skepsis begegnet, ist nicht allein: In Europa und insbesondere in Deutschland ist das Thema Datenschutz eng mit der Akzeptanz von KI-Technologien verknüpft.

Lampert weist darauf hin, dass Vertrauen ein entscheidender Faktor für den Erfolg von KI-Systemen ist. Dieses Vertrauen scheint noch nicht sehr ausgeprägt zu sein, wohl nicht ganz zu Unrecht. Schließlich steckt Künstliche Intelligenz angesichts ihres Potenzials noch in den Kinderschuhen, ohne einen Ruf hoher Sicherheit und Transparenz. Diesen gilt es seitens der Entwickler von KI-Systemen fortan aufzubauen, um das nötige Vertrauen der Nutzer und Organisationen langfristig zu gewinnen.

Die Zukunft der KI: AGI und darüber hinaus

Die Entwicklung von AGI (Artificial General Intelligence) nimmt ebenfalls einen wichtigen Platz in der Diskussion über die Zukunft der Arbeit ein. Im Gegensatz zur heutigen spezialisierten KI, die auf bestimmte Aufgaben beschränkt ist, wäre AGI in der Lage, allgemeine intellektuelle Aufgaben auf menschlichem Niveau zu erfüllen. Diese Entwicklung könnte die Arbeitswelt noch einmal drastisch verändern.

Obwohl AGI derzeit noch nicht ausgereift ist, sollten sich Entscheidungsträger bereits jetzt auf diese Entwicklung vorbereiten. Lampert betont, dass Organisationen, die einen klaren Mehrwert bieten, auch in einer Welt bestehen werden, in der AGI weit verbreitet ist.

Fazit

Die Arbeitswelt im Jahr 2035 wird stark von technologischen Entwicklungen geprägt sein, insbesondere von generativer künstlicher Intelligenz. Die Zukunftsforschung greift diese Trends auf und liefert wertvolle Erkenntnisse, um sich strategisch auf diese Veränderungen vorzubereiten.

Führungskräfte, die es verstehen, ihre Mitarbeiter in Bereichen wie kreativem Denken und komplexen Problemlösungen zu fördern, werden in dieser neuen Arbeitswelt eher erfolgreich sein. Gleichzeitig müssen sie sich auf eine Zukunft vorbereiten, in der KI nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Partner und Kunde im Geschäftsleben eine wichtige Rolle spielt.

Der Weg in diese Zukunft ist voller Chancen, die es zu nutzen, sowie voller Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Wer sich frühzeitig darauf einstellt, wird 2035 gut für beides gerüstet sein.

Die von Julia Lampert erwähnte Studie finden Sie hier:

Link zur Studie:


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Experte, Speaker, Herausgeber rz10.de

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