Tobias Harmes
2. Mai 2025

Post-Quanten-Kryptographie

Mit der Entwicklung von Quantencomputern steht die IT-Sicherheit vor einer neuen Herausforderung. Klassische Verschlüsselungsverfahren, wie wir sie heute kennen und nutzen, könnten von Quantencomputern in Zukunft gebrochen werden. Die Post-Quanten-Kryptographie (PQC) entwickelt Verfahren, die auch gegen diese neuen Rechenleistungen resistent sind. In diesem Beitrag klären wir, was PQC ist, wie sie funktioniert, welche Standards sich abzeichnen und welche Rolle sie in der Praxis spielt.

Was ist Post-Quanten-Kryptographie?

Post-Quanten-Kryptographie bezeichnet kryptografische Verfahren, die gegen Angriffe mit Quantencomputern gewappnet sind. Klassische Kryptografie basiert auf Rechenaufgaben, die für herkömmliche Computer schwer zu lösen sind, wie etwa die Primfaktorzerlegung. Post-Quanten-Kryptografie hingegen nutzt mathematische Probleme, die selbst Quantencomputern keine einfachen Lösungen bieten.

Ziel ist es, Verschlüsselungsverfahren zu entwickeln, die langfristig sicher bleiben, selbst wenn leistungsstarke Quantencomputer eines Tages realisiert werden. Dabei handelt es sich um keine quantenmechanischen Methoden, sondern um Verfahren, die auf klassischen Rechnern funktionieren – aber eben auch vor Quantenangriffen schützen sollen.

IT Security Check

IT Security Checkliste

IT Security Checkliste für Unternehmen zur Umsetzung einer umfassenden IT-Sicherheitsstrategie mit praktischen Tipps für alle relevanten Security Bereiche. Jetzt lesen!

Warum ist das relevant?

Ein funktionsfähiger Quantencomputer könnte bestimmte Algorithmen wie Shor’s Algorithmus nutzen, um heutige asymmetrische Verschlüsselung (RSA, ECC etc.) in relativ kurzer Zeit zu knacken. Für viele Unternehmen wäre das ein Super-GAU: E-Mails, Dateien, VPNs oder Zertifikate wären nicht mehr sicher.

Auch wenn solche Quantencomputer derzeit noch Zukunftsmusik sind, rückt das Thema durch die Forschungsgeschwindigkeit immer näher an die Realität. Deshalb empfiehlt das BSI bereits heute, auf quantenresistente Verfahren hinzuarbeiten. Ein weiteres Argument: Daten, die heute abgefangen und gespeichert werden, könnten in Zukunft entschlüsselt werden, wenn entsprechende Quantenrechner verfügbar sind (Stichwort „Harvest now, decrypt later“).

Wie funktioniert PQC in der Praxis?

PQC basiert auf mathematischen Problemen, die selbst mit einem Quantencomputer als unlösbar gelten – etwa Gitterprobleme (Lattice-based Cryptography), Multivariate Polynom-Gleichungen oder Code-basierte Verfahren. Diese Ansätze dienen als Grundlage für neue Schlüsselaustauschprotokolle, digitale Signaturen oder Verschlüsselung.

In der Praxis bedeutet das:

  • Hybridlösungen: Aktuell werden PQC-Methoden oft in Kombination mit klassischen Algorithmen eingesetzt, um Kompatibilität und Sicherheit zu vereinen.
  • Software-Integration: Erste Anbieter binden PQC-Algorithmen in bestehende Sicherheitsprodukte ein, etwa VPNs, TLS-Verbindungen oder Mail-Verschlüsselung.
  • Hardware-Kompatibilität: Da PQC nicht auf Quantenhardware basiert, lassen sich entsprechende Verfahren auf bestehender Infrastruktur betreiben.

Standards und Best Practices

Das US-amerikanische NIST (National Institute of Standards and Technology) führt seit 2016 einen Wettbewerb zur Standardisierung von PQC-Verfahren durch. Im Jahr 2022 wurden erste Algorithmen für die Standardisierung ausgewählt, darunter:

  • CRYSTALS-Kyber (für Schlüsselaustausch)
  • CRYSTALS-Dilithium (für digitale Signaturen)
  • Weitere Kandidaten wie Falcon und SPHINCS+ befinden sich ebenfalls in der Auswahl.

Diese Verfahren gelten als vielversprechend und werden derzeit in vielen Pilotprojekten getestet. Das BSI in Deutschland orientiert sich ebenfalls an diesen Empfehlungen und rät dazu, die Transformation zu PQC proaktiv zu planen. Dazu gehören auch Migrationsstrategien und eine sorgfältige Inventarisierung der eingesetzten Kryptografie.

Best Practices umfassen:

  • Frühzeitige Identifikation kryptografischer Abhängigkeiten
  • Entwicklung eines Migrationsplans
  • Kombination von klassischen und PQC-Verfahren während der Übergangszeit

Anwendungsbeispiele für Post-Quanten-Kryptografie

Obwohl sich PQC noch im Standardisierungsprozess befindet, gibt es bereits konkrete Einsatzszenarien:

  • TLS-Verbindungen: Erste Tests mit PQC in HTTPS-Kommunikation (Google, Cloudflare)
  • VPN-Lösungen: Integration von PQC in sichere Tunnelprotokolle
  • IoT-Geräte: Schutz von Sensoren und Embedded Devices gegen zukünftige Bedrohungen
  • Behördliche Kommunikation: Sicherung vertraulicher Informationen mit zukunftssicheren Signaturen

Diese Beispiele zeigen, dass PQC nicht nur ein akademisches Konzept ist, sondern zunehmend Praxisrelevanz gewinnt.

Als Betreiber einer kritischen Infrastruktur in der EU ist es unerlässlich, sich mit den neuen Anforderungen von NIS 2 auseinanderzusetzen. Wir helfen Ihnen dabei, die Anforderungen von NIS 2 zu verstehen und umzusetzen, damit Sie den gesetzlichen Vorgaben entsprechen und Ihre kritischen Infrastrukturen schützen können.

Wie trägt PQC zur IT-Sicherheit bei?

Post-Quanten-Kryptographie ist eine Investition in die langfristige Sicherheit digitaler Systeme. Sie hilft, bestehende und zukünftige Daten vor neuen Angriffsmethoden zu schützen, ohne auf neue Hardware setzen zu müssen. Insbesondere für kritische Infrastrukturen, Finanzdienstleister, Gesundheitswesen und die öffentliche Verwaltung wird PQC zur strategischen Komponente der Sicherheitsarchitektur.

Mit der schrittweisen Einführung von PQC lassen sich Risiken kontrollieren und Systeme frühzeitig absichern. Unternehmen, die heute mit der Vorbereitung beginnen, können morgen entspannter auf technologische Umbrüche reagieren.

Fazit

Post-Quanten-Kryptografie ist ein zukunftsweisender Baustein moderner IT-Sicherheit. Auch wenn Quantencomputer noch nicht flächendeckend einsatzbereit sind, beginnt die Transformation zur quantensicheren Kryptografie schon heute. Mit klaren Standards, konkreten Anwendungsszenarien und wachsendem Bewusstsein in Unternehmen bietet PQC bereits jetzt die Grundlage für einen sicheren digitalen Wandel.

FAQ

Was ist Post-Quanten-Kryptographie?

Post-Quanten-Kryptographie (PQC) umfasst Verschlüsselungsverfahren, die selbst gegen Angriffe durch Quantencomputer sicher sind.

Warum ist PQC schon heute relevant?

Quantencomputer könnten künftig klassische Verschlüsselung knacken. PQC schützt Daten langfristig – auch rückwirkend gespeicherte.

Gibt es bereits Standards für PQC?

Ja, das NIST hat erste Algorithmen wie CRYSTALS-Kyber und Dilithium zur Standardisierung ausgewählt. Weitere sind in Arbeit.


Artikel war hilfreichArtikel empfehlen


Dieser Beitrag ist auch als Download verfügbar:

Kommentar verfassen


Unsere Top-Downloads

Kontaktieren Sie uns!
Renate Burg Kundenservice