Stirbt die SAP Basis an der Cloud?
Autor: Tobias Harmes | 3. Mai 2019
Was kann man als Administrator für SAP Basis tun, um das SAP System hinsichtlich Cloud-Lösungen zukunftssicher und effizient auszubauen? Gibt es überhaupt noch eine Aufgabe in Zukunft? Ich denke schon. Für viele allerdings anders als bisher.
Die Basis des SAP Systems
Die SAP Basis – der Name sagt es schon – ist Fundament eines jeden SAP Systems und zugleich auch der Spitzname der Mannschaft, die das System am Laufen hält. Die SAP Basis ist auch das Bindeglied der SAP-Landschaft im Unternehmen. Hier laufen die verschiedenen Geschäftsprozesse wie Fertigung, Logistik und Kundenmanagement zusammen – alles auf dem gleichen Kernsystem. Als System-Administrator fungiert die SAP Basis als Fundament für alle laufenden Prozesse in der IT eines Unternehmens. Aber nicht nur die Ausführung dieser Prozesse läuft hier zusammen. Es werden Berechtigungen und Zugriffsrechte verteilt, Installationen und Konfigurationen organisiert, aber auch alle Strukturen der Datensicherung und Leistungsoptimierung gehandhabt.
Die Cloud – Zukunft der SAP Basis?
Zurzeit wird in Deutschland der Betrieb von SAP in den meisten Unternehmen On-Premise gelöst. Doch was passiert, wenn die SAP-Landschaft in eine Cloud umzieht? Der Betrieb von IT Systemen in der Cloud wird für viele Unternehmen zunehmend attraktiver. Ende 2018 meldete SAP mehr Umsatz mit der Cloud als mit traditioneller Software.
SAP Umsatz on-premise vs. Cloud (von der SAP Connect 2018)
Was heißt das für SAP Basis Administratoren? Meine Beobachtung: Die Migration von On-Premise zu Cloud wird häufig von einem externen Dienstleister durchgeführt. Und dieser übernimmt dann oft auch den Betrieb – sprich das was vorher die „SAP Basis“ war. Auch die SAP-Cloud-Instanzen liegen dann in der Verantwortung des jeweiligen Partners. Gehen SAP Basis Administratoren in der IT vor Ort dann leer aus? Werden sie nicht mehr benötigt?
Nicht unbedingt. Denn eine Cloud-only Lösung ist nur in wenigen Fällen realistisch. Viele Unternehmen benötigen ein hybrides Modell, bei dem einige SAP-Anwendungen und Datenbanken lokal bleiben und andere in eine Cloud migrieren. Obwohl die Cloud viele Vorteile bringt, ist der Aufwand an Zeit, Budget und personellen Ressourcen für einen kompletten Umzug der SAP-Landschaft oft mühsam. Zusätzlich gibt es Faktoren – im Bereich Compliance, Datenschutz und Sicherheit – die es bestimmten Workloads und Prozessen (noch) nicht ermöglichen, dass diese in der Cloud liegen. Und wer ein Unternehmen abseits der Großstadt auf dem Lande betreut, kann schon aus Verfügbarkeitsgründen nicht komplett in die Cloud gehen.
Ist das nicht die alte „Outsourcing oder nicht“-Debatte?
Für die Geschäftsführung mag es zunächst unerheblich sein, ob die Administration der SAP Basis inhouse oder outgesourct stattfindet. Wenn die Cloud schon bei einem Dienstleister liegt, scheint es womöglich einleuchtend, wenn man die Administration ebenfalls abgibt. Der Clou dabei: „Man erkennt erst den Wert von etwas, wenn man es nicht mehr hat“ – das gilt in dieser Situation eben auch für SAP-Basis-Administratoren. Diese fühlen sich für den stabilen und sicheren Betrieb des SAP Systems nämlich maßgeblich verantwortlich. Änderungen und Anforderungen sind vielleicht ressourcentechnisch schneller in der Cloud buchbar – aber die Integration der neuen Ressourcen benötigt trotzdem Fachpersonal. Und spätestens beim Troubleshooting entfällt bei der externen Cloud die Möglichkeit „mal eben rüberzugehen“. Da kann die Fachkenntnis der Administratoren in vielen Fällen hilfreich sein. Sie haben einen Überblick der Systemprotokolle und können durch ihre Betriebskenntnis unterscheiden, ob es sich um einen unwesentlichen Fehler oder ein komplexeres Problem handelt. Bei einer hybriden Umsetzung mit einem Teil in der Cloud und dem anderen On-Premise ist diese Fachkenntnis umso mehr gefordert.
Kurz: es ist tatsächlich ein wenig wie damals beim Hype zum Thema Outsourcen. Und deshalb auch die gleiche Erkenntnis wie bei vielen Outsourcing-Projekten: Man wird die Themen nie ganz los, die man dort rausgibt. Wenn man dann keinen Admin seines Vertrauens hat, muss man abhängig von seinen Service Level Agreements auch mal ein paar Stunden auf die Sanduhr schauen. Das ist für viele nicht tragbar.
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Was SAP Basis Administratoren können müssen
Als SAP-Basis-Administrator gilt unbedingt: up to date bleiben. Im Cloud-Zeitalter müssen die Architektur und das Konzept im Kontext einer hybriden SAP-Landschaft bekannt sein. Ein SAP Basis und Cloud Computing-Administrator weiß, was es für Möglichkeiten mit den Cloud-Angeboten von SAP gibt und macht sich Gedanken darüber, was für sein Unternehmen erforderlich ist und wie es implementiert werden kann. Konkret sollte also ermittelt werden können, welche Hard-/Software und Cloud Assets benötigt werden und vom wem die Implementierung vorgenommen und gepflegt wird.
Wer jetzt über hybride Lösungen nachdenkt, der darf den Speiseplan mitgestalten und muss nicht essen, was jemand anderes für ihn gekocht hat. Wenn Prozesse und Daten teilweise lokal, teilweise in der Cloud laufen, muss eine effiziente und nutzerfreundliche Verarbeitung geschaffen werden.
Viele Themen müssen neu geregelt werden: Zum Beispiel die Benutzerverwaltung. Admins verteilen Rollen- und Zugriffsrechte. Bei einer hybriden Lösung gibt es effektiv zwei Einheiten von Benutzerrollen zu verwalten. Gibt es keinen Mitarbeiter, der über die Berechtigungsverwaltung verfügt, kann das zu unangenehmen Situationen führen. Im Worst Case haben ehemalige Mitarbeiter noch Zugriff auf Applikationen in der Cloud. Sicherheit hat oberste Priorität. Ein Notfallmanagement mit der Cloud ermöglicht es, bei Pannen und Ausfällen auf eine Cloud-Instanz zuzugreifen. Um das aber zu ermöglichen, ist ein gewisses Knowhow elementar, um eine Cloud-basierte Backup- und Restore-Umgebung zu schaffen und diese dann auch zu pflegen.
Es gibt eine schöne Handlungsempfehlung „SAP Basis von morgen“ von 2016, die schon viele Aspekte dieser Neu-Orientierung der Basis anspricht. Dazu zählen Aspekte wie Skills und Rollen, Marketing und Selbstverständnis, neue Technologien und Innovation, Organisation im Wandel, Standardisierung und Automatisierung, Cloud-readiness, Outsourcing und Outtasking und IT-Roadmap – inklusive ausführlicher Erläuterungen zu deren Nutzen, Konsequenzen sowie Empfehlungen. Diese Handlungsempfehlung lege ich jedem SAP Basis Administrator sehr ans Herz.
Fazit: Macht euch zu Experten!
Expertise gewinnt. Mit der wachsenden Beliebtheit von hybriden SAP-Landschaften in der Unternehmenswelt steigen zwar die Herausforderungen, aber auch die Möglichkeiten für SAP Basis Administratoren. Der erste Schritt ist ja der Schwerste, sofort loslegen kann man zum Beispiel beim Kurs SAP Cloud Platform Essentials.
2 Kommentare zu "Stirbt die SAP Basis an der Cloud?"
Hallo Herr Harmes,
der Link in „Handlungsempfehlung „SAP Basis von morgen“ von“ (
https://www.dsag.de/sites/default/files/20160726_dsag_handlungsempfehlung_sap-basis_von_morgen.pdf )
funktioniert nicht mehr.
MfG Walter Habich
Hallo und danke für den Hinweis!
Wir haben das geändert. Der aktuelle Link ist dieser: https://dsag.de/wp-content/uploads/2021/12/20160726_dsag_handlungsempfehlung_sap-basis_von_morgen_1.pdf
Viele Grüße
Die RZ10-Redaktion