DSAG-Technologietage 2022 Recap
Autor: Tobias Harmes | 3. Mai 2022
Der erste Tag der DSAG-Technologietage in Düsseldorf ist vorbei. Mein persönlicher Recap von einem Messe-Tag, der es aus meiner Sicht zu viel aus Vorträgen von SAP und zu wenig aus Kundenstimmen bestand. Außerdem habe ich mit Helge Sanden am zweiten Tag noch eine Live-Recap gemacht.
Eins vorweg: ich bin dankbar, dass die DSAG nicht den „einfachen“ Weg gewählt hat und diese Vor-Ort-Veranstaltung möglich gemacht hat. Und der für mich überraschend große Andrang zeigt: Es gibt Bedarf für so eine Messe.
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Appell an die Falschen
Den Auftakt machten die DSAG-Fachvorstände Sebastian Westphal und Christine Grimm. Dabei wurde mit reichlich Star-Wars-Anlehnung das „new normal“ in dem Verständnis der DSAG beschrieben.
Das ist dann vor allem die Realisierung von SAP als Hybrid-Lösung – also die Kombination von On-Premise und Cloud. Doch die Transformation dahin ist fairerweise noch in voller Fahrt und längst noch nicht wirklich Standard.
Fachvorständin für Transformation Christine Grimm plädiert deshalb dafür, dass Unternehmen auch das Wissen über Transformationen selbst stärker fördern. Um damit eine „Transformational Learning Culture“ zu schaffen. Dazu gehört für sie den Fachbereich in den Aufbau von IT-Skills einzubeziehen. Zudem dass die IT sich stärker als fachkundiger Business Partner etabliert.
Passend dazu spricht sie dann auch die Warnung aus, dass viele „Jedi Ritter“ der SAP Community demnächst in den Ruhestand gehen. Das heißt, der War for Talents für die vielen anstehenden Aufgaben noch härter wird.
Ich habe mich zwischendurch gefragt, an wen diese Appelle eigentlich gerichtet sind. Denn die Anwesenden auf den Technologietagen sind wahrscheinlich nicht die Bremsklötze, was Innovation und Transformation angeht.
Hängen bleibt bei mir die Aussage, dass die „Millennials“ bis 2027 bereits 70% der Belegschaft und Kunden ausmachen werden. Dazu kann jeder von uns die Killerfrage mit nach Hause nehmen: „Ist man dafür bereit? Sind wir attraktiv genug als Arbeitsgeber?“
Danach von Sebastian Westphal ein netter Move: Der ehemalige Tech Vorstand (und heutige SAP BTP Verantwortliche) Steffen Pietsch wurde Star-Wars-like zitiert, weil das Thema Analytics immer noch frustrierend ist und man quasi nett gesagt hat: siehe unsere Forderungen von 2021.
Natürlich garniert mit dem Running Gag seit mehr als 2 Jahren: der Forderung nach einem Security Dashboard.
SAP Keynote: bekannte Inhalte
In der anschließenden SAP Keynote betont deren CTO Jürgen Müller die Bedeutung von SAP Lösungen in aktuellen Krisen, wie zum Beispiel dem Krieg in der Ukraine oder der Pandemie und damit einhergehende Lockdowns in Asien. Immer davon betroffen ist die Lieferkette. Die offene Frage in den Raum: Wie gut können wir unser Business supporten, wenn kein Gas mehr kommt. „Das geht nicht mehr mit Excel“. Oder noch direkter das Beispiel der Automobilindustrie, die mit fehlenden Lieferungen von Kabelbäumen aus der Ukraine die Produktion stilllegen müssen.
Jürgen Müller beteuert, dass SAP auf Forderungen der DSAG eingegangen sei. Doch es an der Kommunikation hapere. Zum Beispiel, dass man sehr wohl intensiv am Thema Analytics gearbeitet habe, aber eben an der Performance und nicht am User Interface. Das hätte man auch so sagen sollen. Jetzt kümmert man sich wieder um die DSAG-Wunschliste.
Außerdem betont er auch aktuelle Erfolge, wie mittlerweile 13.000 Kunden, die auf der BTP live sind und damit die 1 Mrd. Euro Umsatz geknackt haben. Und die 1600 Kunden, die bereits das Angebot Rise-with-SAP in Anspruch nehmen. Zu dem es übrigens laut DSAG-Umfrage noch massiven Informationsbedarf gibt.
Die Antwort von SAP auf den Fachkräftemangel bleibt Lo-Code/No-Code und Lösungen wie AppGyver. Doch danach gab es vor allem die übliche SAP Werbung. Um Argumente Richtung SAP Cloud zu sammeln, empfiehlt er Kunden den SAP Value Lifecycle Manager und hat auf diverse frei verfügbare Inhalte sowohl hinsichtlich Wissensaufbau als auch Nutzung der Cloud Service selbst hingewiesen.
Und gefragt nach dem Stand von SAP im Wettbewerb (auch zu den Hyperscalern) betont er das aus seiner Sicht bestehende Alleinstellungsmerkmal von SAP: die langfristige Wartungszusage bis 2040.
Insgesamt kam mir viel Content von der TechED bekannt vor und ich habe keine exklusiven Ankündigungen wahrgenommen.
Hyperscaler gegrillt im Round Table
Katrin-Cécile Ziegler als Moderatorin hat dafür dann einen überraschend kurzweiligen Round Table mit den Vertretern der Hyperscaler Microsoft, AWS und Google zusammen mit SAP veranstaltet.
Dabei hat mich vor allem überrascht, dass die Vertreter mit der Frage nach Datenschutz und Sicherheit durch souveräne Clouds so aus dem Tritt gebracht werden konnten. Könnte an dem harten Wort „Marktversagen“ liegen. Damit meint sie, dass es offensichtlich für die Anbieter nicht lukrativ genug ist und Kunden aber auf eine Lösung vom Anbieter angewiesen sind.
Es hatte für mich den Anschein, dass die DSAG die Erwartungshaltung hat: Sicherheit wird geliefert. Und die Hyperscaler sagen: Aber das kann nicht fertig geliefert werden. Das ist eben ein Prozess.
Die offizielle Souveräne Cloud von SAP war auch ein Thema. Das neu gegründete Unternehmen von Arvato und SAP soll eine unabhängige Cloud betreiben. Technologische Basis wird Microsoft Azure. Microsoft liefert alles notwendige dafür zusammen mit Power Plattform, O365 und weiteren Apps. Will hier aber nicht explizit als Hoster auftreten. Weil die Souveräne Cloud sowohl technisch und rechtlich souverän bleiben soll. Was eben auch eine Anforderung für eine Cloud-Nutzung der öffentlichen Verwaltung ist.
Die Souveräne Cloud wird auch doppelt definiert. Google setzt mit T-Systems auf logische Trennung, aber nicht wirklich komplett dedizierten Rechenzentren. Und AWS taucht irgendwie beim Thema Souveräne Cloud gar nicht auf. Begründung á la: Man fühlt sich sicher. Man hat gute Anwälte, um sich gegen Herausgabe von Daten zu wehren.
SAP Slide-Marathon
Nachmittags fanden dann die Vorträge in den Arbeitskreisen und Gremien der DSAG statt. Schade, dass es hier so einen Überhang an Vorträgen durch die SAP gab. Die Vorträge, die ich mir angesehen habe, waren dann auch voll von Slides mit Ankündigungen oder Roadmaps. Erfahrungswerte und Kundenstimmen hatten irgendwie keinen Platz. Ich hoffe da auf Tag 2.
Und noch ein Wink: Der für den Tag so wichtige Austausch in den Pausen hat echt nervend und oft nur rudimentär in der Schlange vor den Getränken und dem Essen stattgefunden. Das ist einer der Kernnutzen der Veranstaltung. Trotz aller Dankbarkeit, dass diese Messe stattfindet – das geht besser, liebe DSAG.
Hier geht es noch zum Twitter-Feed für den offiziellen Hashtag #dsagtt22.