DSAG-Jahreskongress 2025 Recap (Tag 1)
Autor: Tobias Harmes | 16. September 2025

Vom 16. bis 18. September 2025 versammelt sich die deutschsprachige SAP-Community wieder zum DSAG-Jahreskongress in Bremen. In diesem Jahr unter dem Motto „The Art of Balance. Alles eine Frage der Ballons?“. In den Keynotes und auch in den persönlichen Gesprächen ist eines der Hauptthemen, Schritt zu halten bei der scheinbar unausweichlichen Cloud-Transformation der SAP-Landschaft.
Eindrücke vom ersten Tag
Hinweis: Ich werde diesen Artikel über die Tage noch ergänzen. Ich schätze, das Recap-Video kommt dann am dritten Tag.
Mit ca. 5.300 angemeldeten Besuchern bleibt die Veranstaltung nur knapp unter dem Vorjahr. Mit 180 Ausstellern wurde trotzdem ein neuer Rekord erreicht. Die Sessions, Keynotes und Diskussionen beschäftigten sich allerdings nicht unbedingt mit neuen Themen.
DSAG akzeptiert die „neue“ SAP-Welt in der Cloud
In der ersten Keynote fordert DSAG Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen SAP auf, wechselbereite Kunden mehr zu helfen bei der Adoption der „neuen“ SAP-Welt. Diese besteht aus dem Fundament SAP Business Technology Platform, dem Cloud ERP und und KI-Layer. Kunden zögern demnach auch deshalb, weil SAP wichtige Kriterien wie zum Beispiel die Preistransparenz unnötig kompliziert macht. Und bei dem Thema SAP Public Cloud (also dem Cloud ERP) können Kunden nicht den Mehrwert erkennen, den SAP groß gemacht hat: Die Flexibilität gegenüber den unternehmenseigenen Prozessen.
Seine Aussagen stützt er dabei auch auf den Investitionsreport 2025, der zwar eine deutliche Akzeptanz von S/4HANA zeigt (mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen hatten eine S/4HANA Variante im Einsatz), bei dem aber der Anteil an der Public Cloud-Variante von S/4HANA gerade mal zweistellig ist.
Weitere wichtige Punkte aus der Umfrage: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen sehen eine hohe bis mittlere Relevanz der Künstlichen Intelligenz, knapp die Hälfte sehen hohen potentiellen Nutzen von KI im SAP Lösungsportfolio und planen auch Investitionen dort. Auch hier die Forderung an die SAP, bezüglich Datenschutz und Kostentransparenz nachzubessern, damit passende Angebote auch ohne Gefährdung der Datensouveränität angenommen werden können.
Im Thema Security fordert Hungershausen von der SAP Security by Design ein. Allerdings auch mit einem Appell an die Mitglieder in Fortbildung zu investieren, um den Menschen als Human Firewall mit einzubeziehen.
Die Keynote war für mich verblüffend versöhnlich mit der Cloud Strategie der SAP. Irgendwie gefühlt ein „Na gut, wenn wir es nicht ändern können, dann helft uns wenigstens mehr, liebe SAP“.

DSAG-Jahreskongress 2025: Jens Hungershausen und die “neue” SAP-Welt
SAP stellt Wunsch-Kunden mit Public Cloud vor
In der folgenden Keynote mit Thomas Saueressig gab es erfreulicherweise mehr Redeanteil von Kunden, die schon so weit sind, wie SAP es gerne hätte. Bevor die Firmen Pandora und Adesso ihre Nutzung der SAP Public Cloud vorstellen konnten, hat allerdings Saueressig noch mal betont, wie ernst SAP gerade das Thema Security nimmt. Und dass man beim Thema KI weiter Innovation ausrollen will, zum Beispiel die Unterstützung von Agente2Agent-Protokollen (A2A) für den Agenten-Einsatz von Joule in Kooperation mit anderen KI-Lösungen.
In dem Kundenvortrag von Pandora wurden dann die Vorteile des Clean Core Ansatzes für die Upgrade-Fähigkeit und Schnelligkeit betont. Und dass man die Flexibilität bei sowieso nicht Wettbewerbs-differenzierenden Prozesse wie „Finance buchen“ sowieso nicht vermissen würde. Mit dem Erfahrungswert, dass KI erst dann so richtig Nutzen stiftet, wenn man sich auch damit an die Kernprozesse wagt.
Evonik nutzt Public Cloud und ist genervt vom Kleingedruckten
Die letzte Keynote des ersten Tages kam von Evonik, die ebenfalls ihre Nutzung der SAP Public Cloud vorgestellt haben. Als Chemieunternehmen wurde identifiziert, was im Standard abbildbar ist, und was als eigene Lösung über die BTP realisiert werden muss. Während Evonik sich eher zufrieden über die wachsenden KI-Möglichkeiten äußert, wird auch der Frust über die eigentlichen Hürden bei der Nutzung solcher Funktionen genannt: Es dauert manchmal Monate bis die vertraglichen (und kommerziellen) Details für ein technisch schon akzeptierten Service durch sind. Und bei Evonik auf der Wunschliste: Mehr Planungssicherheit von SAP was den Umfang von Lösungen im SAP Core angeht. Denn dann könnte man schneller und ohne Warten auf Partner-Lösungen setzen.
Fazit vom ersten Tag
Auch wenn die Vorträge hier gerade teilweise noch laufen: Ich habe in persönlichen Gesprächen mehr als einmal leichte Irritation über die entspannte Haltung der DSAG in den Keynotes zur Cloud Strategie der SAP vernommen. Ich frage mich auch, warum Public Cloud hier so viel Raum bekommt, wo es doch laut eigenem Investitionsreport so einen geringen Anteil hat. Und das Aufreger-Thema „Keine Innovation für S/4HANA On-Premise“ vom letzten Jahr scheint gegessen zu sein.
Stattdessen gab es in der Keynote von Jens Hungershausen den Hinweis, dass Transformation kein Wettstreit sein sollte. Schön wäre es, das ist aber aus meiner Sicht bereits die Realität. Wer die Transformation nicht schafft, hat Wettbewerbsnachteile. Und von der SAP weniger Geschwindigkeit zu fordern, fordert im Prinzip SAP auch auf, selbst weniger wettbewerbsfähig zu sein. Das kann niemand wollen, der auf SAP setzt. Was denkt ihr?