DSAG-Jahreskongress 2025 Recap

Autor: Tobias Harmes | 18. September 2025

6 | #dsag, #dsagjk25

Vom 16. bis 18. September 2025 versammelte sich die deutschsprachige SAP-Community wieder zum DSAG-Jahreskongress in Bremen. In diesem Jahr unter dem Motto „The Art of Balance. Alles eine Frage der Ballons?“. Mit meinem Kollegen Ingo Biermann ziehe ich im Recap ein Resümee: In den Keynotes und auch in den persönlichen Gesprächen war eines der Hauptthemen, Schritt zu halten bei der scheinbar unausweichlichen Cloud-Transformation der SAP-Landschaft.

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Eindrücke vom ersten Tag

Mit ca. 5.300 angemeldeten Besuchern bleibt die Veranstaltung nur knapp unter dem Vorjahr. Mit 180 Ausstellern wurde trotzdem ein neuer Rekord erreicht. Die Sessions, Keynotes und Diskussionen beschäftigten sich allerdings nicht unbedingt mit neuen Themen.

DSAG akzeptiert die „neue“ SAP-Welt in der Cloud

In der ersten Keynote fordert DSAG Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen SAP auf, wechselbereite Kunden mehr zu helfen bei der Adoption der „neuen“ SAP-Welt. Diese besteht aus dem Fundament SAP Business Technology Platform, dem Cloud ERP und und KI-Layer. Kunden zögern demnach auch deshalb, weil SAP wichtige Kriterien wie zum Beispiel die Preistransparenz unnötig kompliziert macht. Und bei dem Thema SAP Public Cloud (also dem Cloud ERP) können Kunden nicht den Mehrwert erkennen, den SAP groß gemacht hat: Die Flexibilität gegenüber den unternehmenseigenen Prozessen.

Seine Aussagen stützt er dabei auch auf den Investitionsreport 2025, der zwar eine deutliche Akzeptanz von S/4HANA zeigt (mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen hatten eine S/4HANA Variante im Einsatz), bei dem aber der Anteil an der Public Cloud-Variante von S/4HANA gerade mal zweistellig ist.

Weitere wichtige Punkte aus der Umfrage: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen sehen eine hohe bis mittlere Relevanz der Künstlichen Intelligenz, knapp die Hälfte sehen hohen potentiellen Nutzen von KI im SAP Lösungsportfolio und planen auch Investitionen dort. Auch hier die Forderung an die SAP, bezüglich Datenschutz und Kostentransparenz nachzubessern, damit passende Angebote auch ohne Gefährdung der Datensouveränität angenommen werden können.

Im Thema Security fordert Hungershausen von der SAP Security by Design ein. Allerdings auch mit einem Appell an die Mitglieder in Fortbildung zu investieren, um den Menschen als Human Firewall mit einzubeziehen.

Die Keynote war für mich verblüffend versöhnlich mit der Cloud Strategie der SAP. Irgendwie gefühlt ein „Na gut, wenn wir es nicht ändern können, dann helft uns wenigstens mehr, liebe SAP“.

DSAG-Jahreskongress 2025 Jens Hungershausen - Die neue SAP-Welt

DSAG-Jahreskongress 2025: Jens Hungershausen und die “neue” SAP-Welt

SAP stellt Wunsch-Kunden mit Public Cloud vor

In der folgenden Keynote mit Thomas Saueressig gab es erfreulicherweise mehr Redeanteil von Kunden, die schon so weit sind, wie SAP es gerne hätte. Bevor die Firmen Pandora und Adesso ihre Nutzung der SAP Public Cloud vorstellen konnten, hat allerdings Saueressig noch mal betont, wie ernst SAP gerade das Thema Security nimmt. Und dass man beim Thema KI weiter Innovation ausrollen will, zum Beispiel die Unterstützung von Agente2Agent-Protokollen (A2A) für den Agenten-Einsatz von Joule in Kooperation mit anderen KI-Lösungen.

In dem Kundenvortrag von Pandora wurden dann die Vorteile des Clean Core Ansatzes für die Upgrade-Fähigkeit und Schnelligkeit betont. Und dass man die Flexibilität bei sowieso nicht Wettbewerbs-differenzierenden Prozesse wie „Finance buchen“ sowieso nicht vermissen würde. Mit dem Erfahrungswert, dass KI erst dann so richtig Nutzen stiftet, wenn man sich auch damit an die Kernprozesse wagt.

Evonik nutzt Public Cloud und ist genervt vom Kleingedruckten

Die letzte Keynote des ersten Tages kam von Evonik, die ebenfalls ihre Nutzung der SAP Public Cloud vorgestellt haben. Als Chemieunternehmen wurde identifiziert, was im Standard abbildbar ist, und was als eigene Lösung über die BTP realisiert werden muss. Während Evonik sich eher zufrieden über die wachsenden KI-Möglichkeiten äußert, wird auch der Frust über die eigentlichen Hürden bei der Nutzung solcher Funktionen genannt: Es dauert manchmal Monate bis die vertraglichen (und kommerziellen) Details für ein technisch schon akzeptierten Service durch sind. Und bei Evonik auf der Wunschliste: Mehr Planungssicherheit von SAP was den Umfang von Lösungen im SAP Core angeht. Denn dann könnte man schneller und ohne Warten auf Partner-Lösungen setzen.

Fazit vom ersten Tag

Auch wenn die Vorträge hier gerade teilweise noch laufen: Ich habe in persönlichen Gesprächen mehr als einmal leichte Irritation über die entspannte Haltung der DSAG in den Keynotes zur Cloud Strategie der SAP vernommen. Ich frage mich auch, warum Public Cloud hier so viel Raum bekommt, wo es doch laut eigenem Investitionsreport so einen geringen Anteil hat. Und das Aufreger-Thema „Keine Innovation für S/4HANA On-Premise“ vom letzten Jahr scheint gegessen zu sein.

Stattdessen gab es in der Keynote von Jens Hungershausen den Hinweis, dass Transformation kein Wettstreit sein sollte. Schön wäre es, das ist aber aus meiner Sicht bereits die Realität. Wer die Transformation nicht schafft, hat Wettbewerbsnachteile. Und von der SAP weniger Geschwindigkeit zu fordern, fordert im Prinzip SAP auch auf, selbst weniger wettbewerbsfähig zu sein. Das kann niemand wollen, der auf SAP setzt.

Tag 2 und 3

Tag 2 begann mit der Keynote mit den DSAG-Fachvorständen Panel-Diskussion. In dem neuen Format haben die Fachvorstände eine Einschätzung in ihren fachlichen Schwerpunkten zu allem möglichen geliefert. Das war etwas knackiger und weniger kuschelig, als das am ersten Tag war. War für mich von allem der beste und interessanteste Programmpunkt.

Für mich wichtige Punkte als Stichpunkte:

  • Klare Ansage: Die Cloud kommt, findet euch damit ab.
  • Neukunden gehen relativ einfach in die Public Cloud, Bestandskunden blicken etwas neidisch darauf und würden das auch gerne nutzen.
  • Es gibt jetzt (wieder) eine On-Site Cloud Option für Spezialfälle z.B. Defense Industry, das ist von der SAP gemanaged, aber sicherlich keine Option für „normale“ Kunden.
  • Business data cloud – technisch durchaus solide, aber die Lizenzen sind ein Problem, das Pricing ist nicht gerade einladend.
  • Governance bei der Softwareentwicklung bleibt wichtig – sonst entsteht mit Low-Code „Plattform Anarchie“ (das Wort werde ich mir mitnehmen). Zum Beispiel wenn ich SAP Build mal eben so in den Fachbereich gebe. Appell: Nehmt euch Zeit dafür.
  • GenAI Hub vs. SAP Joule: Man braucht nicht unbedingt Joule, um auch von Ki profitieren zu können. Im GenAI Hub kann man viele LLM nutzen und vermeidet damit auch Einzelverträge mit jedem LLM-Anbieter.
  • Mehrwert von KI lässt sich immer noch nicht leicht rechnen. SAP will Ki in die Business Prozesse eingliedern. Und erst dann rechnet sich KI.
  • Forderung nach einer AI Lizensierung, die deutlich einfacher ist – z.B. mehr Pay per Use.

Empfehlungen DSAG/Fachvorstände

  • Eigenes Zielbild aufbauen und mit der SAP Strategie abgleichen
  • Prioritäten setzen – Support Ende 2027 kommt immer näher, sichert euch die richtigen Partner (und teilweise auch die schwindenden Ressourcen bei SAP).
  • Statt im Core in den Line-of-Business Lösungen (LOB) schon mal mit KI starten, zum Beispiel mit Joule in SuccessFactors
  • Beschäftigt euch mit der SAP BTP: Zwar setzen sie 70% bereits ein, aber was ist mit dem Rest? Wurde 2024 die BTP noch überwiegend für Konnektivität genutzt, war es 2025 schon die Nutzung der anderen Cloud Funktionen.
  • Frage stellen, ob Public Cloud auch partiell vielleicht eine Option ist

Fiori Launchpad in der Cloud bei Geberit

Am Tag 2 gab es eine weitere Kundenkeynote, diesmal von Geberit. Die haben vorgestellt, wie ein bisheriges selbst betriebenes Fiori Launchpad auf die Fiori Launchpad in der Cloud mit SAP Build Workzone Standard Edition umgestellt wurde.  Das Unternehmen hatte das schon länger als Startpunkt für viele SAP-Services gehabt, aber recht großen Aufwand das immer up2date zu halten.

Takeaways:

  • Geberit ist zufrieden mit Workzone Standard  Edition, diese hat jedoch eine Kröte: Es gibt kein “my Home” mehr, wo man sich eigene Fiori-Kachel-Favoriten zusammenstellen kann. Da ist dann Change Management und zentrale Sichten notwendig
  • Stabilität ist wechselhaft: Rechnet mit Updates am Donnerstag
  • Cloud Connector ist bezüglich Performance nicht zu unterschätzen
  • Kritik an SAP bzgl. Integration von SAP-Produkten: ich kann manchmal 3rd-Party leichter integrieren als andere SAP Produkte

Fazit vom Kongress

DSAG wirkt nicht nur deutlich entspannter gegenüber SAP-Cloud-Strategie als in Vorjahren. Eher der Appell: Findet euch ab und legt los. Das Thema „keine Innovation für On-Premise“ hat es nicht mehr auf der Bühne geschafft. Ich frage mich, was SAP-Kunden dafür eigentlich als Ausgleich bekommen haben. Das Bekenntnis zu S/4HANA Private Cloud nützt On-Premise Kunden wenig.

SAP ist auf dem Kongress in der Kommunikation schon zwei Schritte weiter als ihre Kunden und stellt die Public Cloud als eigentlichen Zielpunkt heraus. Aber die Kunden, die es verstehen, hadern da und auch bei anderen Cloud-Optionen noch mit Preismodellen, Flexibilität und Governance-Optionen. Sicherlich benötigt es da noch mehr Branchenbeispiele, wo erfolgreich Public Cloud eingesetzt wurde.

Und eigentlich alle warten darauf, dass KI nicht mehr nur als Spielzeug-Neben-Usecase demonstriert wird. Sondern dass SAP das in die Kernprozesse mit messbarem Nutzen integriert. Was denkt ihr?

Dieser Artikel erschien bereits am 16.09.2025. Der Artikel wurde zuletzt am 18.09.2025 aktualisiert.


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Tobias Harmes

Experte, Speaker, Herausgeber rz10.de

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