Rollenanalyse für S/4HANA-Lizenzen mit dem STAR Service (SAP Note 3113382)
Autor: Luca Cremer | 8. Juli 2025

Beim Umstieg von SAP ECC auf S/4HANA wird die Lizenzvermessung berechtigungsorientiert – nicht mehr nur die Nutzung, sondern vor allem die erlaubten Rollen entscheiden über die Lizenzkosten. Unbereinigte Berechtigungen können schnell zu teureren Lizenztypen führen. Wer Kostenfallen vermeiden will, braucht eine saubere Berechtigungsstruktur – der STAR Service (SAP Note 3113382) kann hier helfen.
Wer von SAP ECC auf S/4HANA umstellt, merkt schnell, dass Verlässlichkeit in der Lizenzplanung nicht länger aus der bloßen Nutzungsstatistik stammt, sondern aus dem, was in Rollen tatsächlich erlaubt ist. Unter ECC konnten historisch gewachsene Berechtigungen jahrelang unentdeckt bleiben, weil die Lizenzvermessung primär die wirklichen Systemzugriffe betrachtete. Mit S/4HANA dagegen wird die Vermessung berechtigungsorientiert, und jede überflüssige Transaktion kann einen Nutzertyp in eine deutlich teurere Lizenzklasse befördern. Es ist daher unverzichtbar, eine saubere Berechtigungsstruktur umzusetzen.
Was sich mit S/4HANA grundlegend ändert
Das neue Lizenzmodell unterscheidet weiterhin mehrere Nutzertypen, doch die Zuordnung orientiert sich strikt an den vergebenen Objekten. Wer auch nur ein Änderungsrecht in einer kritischen Komponente behält, landet unweigerlich in der oberen Tarifzone. Weil die Vermessung nicht erst nach dem Umstieg, sondern sofort nach Vertragsunterzeichnung greift, kann ein unterschätzter Rollenumfang zu hohen Einmalzahlungen oder dauerhaften Mehrkosten führen. Die Webinar-Statistik zeigt, dass 95 Prozent aller Unternehmen mehr Berechtigungen vergeben, als tatsächlich genutzt werden, und dass sich durch eine zielgerichtete Rollenkosmetik durchschnittlich 50 bis 60 Prozent der Kosten sparen lassen.
Der STAR Service im Überblick
Um diese Risiken schon im ECC-System transparent zu machen, hat SAP den STAR Service entwickelt, der auf der SAP Note 3113382 basiert. Die Note liefert einen ABAP-Report, der alle aktiven Benutzer ausliest, ihre Rollen inklusive Objektausprägungen mit einer von SAP gepflegten Excel-Matrix abgleicht und daraus sofort den künftigen Lizenzbedarf ermittelt. Das Ergebnis wird entweder als lokale Datei ausgegeben oder direkt an SAP übertragen, damit ein Service-Team bei der Interpretation unterstützt. Damit verschafft STAR einen realistischen Blick auf den Lizenzbedarf, lange bevor der eigentliche Systemwechsel beginnt.
Durchführung des STAR-Reports in der Praxis
Der technische Ablauf ist überschaubar. Nachdem die Note implementiert wurde, ruft man den Report – je nach Release SLIM_USER_CLF_HELP oder /SDF/S4HANA_AUTH_AUDIT – auf Mandantenebene auf. Innerhalb weniger Minuten entsteht ein kompletter Schnappschuss: Für jeden Benutzer zeigt der Report an, welche Full-Use-Equivalents oder konkreten S/4HANA-Lizenztypen seine aktuelle Rollenausprägung erfordert. Gleichzeitig listet das Programm das genaue Objekt, das zur Höherstufung führt. Wer das Ergebnis exportiert, kann es in Excel filtern, zum Beispiel nach allen Fällen, in denen ein einziges Änderungsrecht den Sprung in die Professional-Klasse auslöst. Damit wird sofort ersichtlich, an welcher Stelle eine kleine Bereinigungsmaßnahme große finanzielle Wirkung entfalten kann.
Ergebnisse richtig interpretieren und Optimierungspotenziale erkennen
Die im Report hinterlegte Mapping-Matrix ist mächtig, aber sie ersetzt nicht das eigene Urteil. Erstens aktualisiert SAP das Regelwerk laufend, weshalb jede STAR-Auswertung mit dem individuellen Vertrag abgeglichen werden sollte. Zweitens kennt das Programm nur Berechtigungen, nicht aber die tatsächliche Nutzung. Wenn eine Rolle zwar technisch vorhanden, praktisch jedoch nie ausgeführt wird, lohnt sich ein Blick in Transaktions- und Anwendungsstatistiken, bevor man weitreichende Lizenzentscheidungen trifft. Drittens muss das Zusammenspiel mit Entwickler-Lizenzen, Engines und indirekter Nutzung geprüft werden, weil diese Komponenten eigene Preislogiken besitzen. Trotzdem bleibt der STAR-Report das beste Frühwarnsystem, um grobe Fehleinschätzungen zu verhindern.

Handlungsempfehlungen
Unternehmen, die noch vor der Vertragsentscheidung stehen, sollten den STAR-Report bereits in der Vorstudie ausführen, um eine belastbare Budgetbasis zu erhalten. Wer sich mitten in der Migration befindet, nutzt das Ergebnis, um die Rollenbereinigung direkt in die Projektarbeit einzubauen. Ist der Umstieg schon abgeschlossen, kann ein nachträglicher STAR-Lauf teure Überraschungen verhindern, bevor SAP das erste Audit ansetzt. In allen Szenarien gilt: Nicht den erstbesten Zahlen vertrauen, sondern das Ergebnis mit echten Nutzungsdaten sowie den Feinheiten des eigenen Vertrags abgleichen. Jede Anpassung muss dokumentiert werden, damit sie im Audit nachvollzogen werden kann. Große Effekte erzielt man erfahrungsgemäß, indem man reine Display-Rollen von Änderungsrollen trennt, überflüssige Transaktionen entfernt und inaktive Benutzer konsequent sperrt.
Fazit: Frühwarnsystem statt Kostenfalle
Der STAR Service verbindet einen schlanken technischen Report mit tiefen Einblicken in die künftige Lizenzlast. Er macht in wenigen Stunden sichtbar, wo historisch gewachsene Berechtigungen zu überhöhten Kosten führen können, und bietet genug Zeit, gegenzusteuern, ehe teure Nachlizenzierungen unumgänglich werden. Wer den Report früh nutzt, die Ergebnisse kritisch prüft, sein Rollenkonzept nach dem Prinzip „so wenig wie nötig“ ausrichtet und alle Entscheidungen sauber dokumentiert, sorgt dafür, dass die S/4HANA-Einführung ein technischer Fortschritt bleibt und S/4HANA Lizenzen nicht zur Kostenfalle werden.
Weitere Informationen
- S/4HANA-Upgrade: Was SAP-Kunden zur Lizenzumwandlung wissen müssen
- S/4HANA Trusted Authorization Review (STAR)
- SAP Note: 3113382 – Berechtigungsbasierte SAP-S/4HANA-Benutzersimulation/FUE-Projektion