ABAP ist noch kein COBOL | Perspektive SAP IT – April 2025
Autor: Tobias Harmes | 30. April 2025

US-Regierungskreise wollen ihre COBOL-Systemen ersetzen. Experten warnen, denn der Aufwand in der Ablösung und Erneuerung von Software wird oft unterschätzt. Und die Geschichte zeigt, dass schon einige Umstellungsversuche von den betagten Systemen geduldig überlebt worden sind. Etwas, was wir im SAP-Ökosystem auch im Blick behalten sollten.
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Salvete, auditores! Nein, keine Sorge, mehr Latein als „Seid gegrüßt, Publikum!“ kommt hier nicht. Während meiner Schulzeit habe ich Latein erfolgreich vermeiden können. Allerdings darf ich das beim Lernen mit meinem Sohn nun ein bisschen nachholen. So viele Endungen, diese Sprache funktioniert anders als alle anderen Sprachen, die ich kenne.
Das ist für mich noch mal eine gute Erinnerung daran, wie fremdartig sich eine Sprache anfühlen kann. Nicht zuletzt, weil ich Ende März gelesen habe, dass die Effizienzbehörde DOGE in den USA der Programmiersprache COBOL in US-Regierungssystemen den Kampf ansagt. Die Sprache, mit der heute Milliarden von Transaktionen im Finanzsektor abgewickelt werden, war zu Zeiten der Lochkarte ein wichtiges Mittel, mit dem „normale Leute von der Straße“ als Quereinsteiger dem Computer Geschäftsprozesse beibringen konnten. Und das nicht in kryptischem Assembler, sondern in einer standardisierten, geschäftsorientieren Sprache – einer Common Business-Oriented Language, kurz COBOL.
Y2K-Problem verschoben
Die Gründe für die Abschaffung von COBOL in solchen elementaren Systemen klingen zunächst logisch: Es gibt wenig qualifiziertes Personal, das die Sprache noch spricht. Die Systeme sind historisch gewachsen, wenig dokumentiert und deshalb unflexibel bei neuen Geschäftsanforderungen. Niemand weiß sicher was passiert, wenn man ein Feld in einer Eingabemaske anpasst. In Zeiten, in denen jedes Byte Geld gekostet hat, war Effizienz und nicht Wartungsfähigkeit im Vordergrund.
Das hat zum Beispiel dazu geführt, Jahreszahlen nur zweistellig, anstatt vierstellig zu speichern. Was 1999 zum Jahr-2000-Problem (Y2K-Bug) führte. Der Y2K-Bug wurde damals bei mehr als einem System auch nur mit einem anderen Jahrhunderteiler gelöst. Sprich: Es wurde nicht wirklich eine vierstellige Jahreszahl eingebaut, sondern nur die Regel neu definiert. Zum Beispiel werden Jahre über 45 als 19xx interpretiert und alles kleiner gleich 45 als 20xx. Das funktioniert natürlich nicht allzu weit in die Zukunft hinein.
Zu effizient, um umgestellt zu werden
Wobei COBOL-Systeme zwar oft kritisiert werden, aber manchmal gar nicht das Problem sind. So haben Sozialsysteme in den USA zu Pandemiezeiten schlapp gemacht – aber spätere Untersuchungen zeigten, dass nicht etwa die COBOL-Backends eingeknickt sind, sondern die viel neueren JAVA-basierten Webfrontends. Kein Wunder, denn große, COBOL-basierende Transaktionssysteme sind über Jahrzehnte mit Milliarden von Code-Zeilen auf Durchsatz optimiert worden.
Und das führt auch zu einem Punkt: Es gibt gefühlt mehr Geschichten über fehlgeschlagene Ablösungen von großen COBOL-Systemen als von erfolgreichen Umstellungen. Weil unterschätzt wird, wie viel wirklich über Jahre von Fachbereichen formulierte Geschäftslogik in eine Computer-Sprache übersetzt worden ist. Und dass diese Arbeit in einem Umstellungsprojekt eigentlich genau wiederholt werden muss, nur innerhalb von viel kürzerer Zeit und damit mit extremen Kosten, die wiederum eine Umstellung unrentabel machen. Die Folge sind ständige Workarounds, die das Problem möglichst weit in die Zukunft vertagen.
Das Schicksal von ABAP
Auf den vergangenen DSAG-Technologietagen wurden Beta-Versionen von Joule for Developers gezeigt. Eine generative KI, die mir Skizzen von Oberflächen in lauffähiges modernes Cloud-ABAP übersetzt. Das ist nützlich, um schnell etwas Neues an das System anzubauen.
Da wäre es schön, wenn SAP sich auch überlegt, wie Joule for Developers SAP Kunden dabei helfen könnte, die bestehende ABAP-Landschaft zu modernisieren und wartungsfähig zu halten. Denn ansonsten können wir spätestens 2030 genau diesen Text hier nehmen und alle Vorkommen von COBOL durch ABAP ersetzen. Dann wird SAP S/4HANA der Monolith On-Premise, um den sich noch jahrzehntelang alle drumherum quälen.
Herzliche Grüße
Tobias Harmes
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