IT-Sicherheit neu gedacht: Die Rolle von KI

Autor: Luca Cremer | 1. Oktober 2024

6 | #Informationssicherheit
KI IT-Sicherheit

Cyberkriminelle nutzen immer raffiniertere Methoden, um Netzwerke zu kompromittieren, Daten zu stehlen oder Systeme lahmzulegen. Herkömmliche Sicherheitslösungen stoßen an ihre Grenzen, wenn es darum geht, die immer komplexer werdenden Bedrohungen effektiv abzuwehren. Hier kommt Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel, ein potenzieller Game-Changer in der IT-Sicherheit.

Was ist KI?

Künstliche Intelligenz bezeichnet den Einsatz von Algorithmen und Modellen, die Aufgaben erledigen, die typischerweise menschliche Intelligenz erfordern. Das sind beispielsweise das Lernen aus Daten, das Erkennen von Mustern und das Treffen von Entscheidungen. In der IT-Sicherheit wird KI genutzt, um große Datenmengen in Echtzeit zu analysieren und ungewöhnliche Aktivitäten zu identifizieren, die auf potenzielle Cyberangriffe hindeuten könnten.

KI in der IT-Security

Der Einsatz von KI in der IT-Sicherheit umfasst unter anderem die Anomalieerkennung und die Automatisierung von Reaktionen auf Cyberangriffe. Forschungsergebnisse des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zeigen, dass KI-basierte Systeme Bedrohungen frühzeitig erkennen und schneller reagieren können als traditionelle Systeme.

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Präventive Anomalieerkennung

Eine Hauptanwendung von KI in der IT-Sicherheit ist die Anomalieerkennung. Durch Machine Learning lernt ein KI-System typische Verhaltensmuster in einem Netzwerk. Weicht das Verhalten ab, wird Alarm geschlagen. Diese präventive Maßnahme ist besonders effektiv, um Bedrohungen zu identifizieren, bevor sie Schaden anrichten können.

Automatisierte Reaktionen auf Cyberangriffe

Neben der Erkennung von Bedrohungen ermöglicht KI die Automatisierung von Reaktionen auf erkannte Angriffe, von der Isolation eines kompromittierten Systems bis zur Anpassung von Sicherheitsrichtlinien. Erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen, dass Unternehmen durch KI-basierte Automatisierung ihre Reaktionszeiten signifikant verkürzen konnten.

Machine Learning und Deep Learning

Machine Learning (ML) und Deep Learning (DL) sind spezifische Ansätze der KI, die besonders effektiv in der Bedrohungsanalyse sind. ML-Modelle können lernen, zwischen harmlosen und schädlichen Aktivitäten zu unterscheiden, während DL tiefere Muster und Zusammenhänge in Daten erkennt. Diese Technologien identifizieren neue und bisher unbekannte Bedrohungen, die herkömmliche Systeme übersehen könnten.

Herausforderungen und Risiken

Eine der größten Herausforderungen beim Einsatz von KI in der IT-Sicherheit ist die Abhängigkeit von der Qualität und Verfügbarkeit der Daten. KI-Modelle benötigen große Mengen qualitativ hochwertiger Daten, um effektiv zu funktionieren. Fehlerhafte oder unvollständige Daten können zu Fehlalarmen oder einer unzureichenden Bedrohungserkennung führen.

„False Positives“

Ein weiteres Risiko ist die Möglichkeit von Fehlalarmen, auch als „False Positives“ bekannt. Diese können nicht nur zu unnötigen Betriebsunterbrechungen führen, sondern auch das Vertrauen in das System untergraben. Dabei ist es entscheidend, KI-Systeme kontinuierlich zu verbessern, um die Rate an Fehlalarmen zu minimieren.

Datenschutz

In Europa erfordert der Einsatz von KI in der IT-Sicherheit die strikte Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Sie legt hohe Standards für den Schutz personenbezogener Daten fest. KI-Systeme müssen so konzipiert sein, dass sie Daten nur minimal und zweckgebunden verarbeiten. Diese Maßnahme dient der Vermeidung von Missbrauch und unerwünschter Weiterverwendung.

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Besonders sensibel ist der Umgang mit personenbezogenen Daten, die für das Training von KI-Modellen verwendet werden. Werden diese Daten ohne Schutzmaßnahmen wie Anonymisierung oder Pseudonymisierung verwendet, kann dies zu erheblichen Datenschutzproblemen führen, die teuer geahndet werden.

Missbrauchsrisiko

Ein besonders bedrohliches Szenario im Bereich der IT-Sicherheit ist der Missbrauch von KI-Technologien durch Cyberkriminelle. Während KI in den Händen von Sicherheitsforschern und Unternehmen dazu dient, Bedrohungen schneller zu erkennen und abzuwehren, kann sie ebenso dazu verwendet werden, neue und ausgefeiltere Angriffsstrategien zu entwickeln. Cyberkriminelle könnten KI dazu einsetzen, Angriffe zu automatisieren, komplexe Phishing-Kampagnen zu orchestrieren oder Schwachstellen in Systemen gezielt auszunutzen.

Wie sieht die Zukunft der IT-Sicherheit aus?

Die Zukunft der IT-Sicherheit wird stark von der zunehmenden Integration künstlicher Intelligenz geprägt sein. KI wird nicht nur bestehende Sicherheitsstrategien ergänzen, sondern könnte auch völlig neue Ansätze ermöglichen. In Zukunft könnten KI-Systeme Bedrohungen proaktiv erkennen und verhindern, bevor sie Schaden anrichten. Dies geht über reaktive Abwehr hinaus und umfasst die Fähigkeit, potenzielle Angriffsmuster bereits im Vorfeld zu erkennen und entsprechende Schutzmaßnahmen automatisch einzuleiten.

SAP Security

Gerade im Bereich der SAP-Sicherheit bietet KI großes Potenzial. SAP-Systeme verarbeiten täglich riesige Mengen an Transaktionsdaten, die ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle darstellen. KI kann diese Datenströme in Echtzeit überwachen, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren, die von herkömmlichen Sicherheitssystemen möglicherweise übersehen würden. Durch die Automatisierung der Bedrohungserkennung und -abwehr könnte KI so zu einem zentralen Bestandteil zukünftiger SAP-Sicherheitslösungen werden.

Fazit

Künstliche Intelligenz wird zweifellos einen großen Einfluss darauf haben, wie IT-Sicherheit in Zukunft gestaltet wird. Während herkömmliche Sicherheitssysteme an ihre Grenzen stoßen, ermöglicht KI nicht nur die Erkennung von Anomalien, sondern auch die Automatisierung von Reaktionen auf Angriffe, insbesondere in komplexen Systemen wie SAP ERP.

Trotz dieser Vorteile bringt der Einsatz von KI auch Herausforderungen mit sich. Dazu gehören Fragen des Datenschutzes, insbesondere in Europa, wo die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) von entscheidender Bedeutung ist. Außerdem besteht die Gefahr, dass Cyberkriminelle KI nutzen, um clevere Angriffe zu entwickeln.

Insgesamt bietet KI jedoch viele Chancen zur Verbesserung sämtlicher Sicherheitsstrategien, darunter eine proaktive Erkennung und Abwehr von Bedrohungen, bevor Schaden entsteht. KI könnte daher nicht nur bestehende Sicherheitsmaßnahmen ergänzen, sondern auch zur Grundlage neuer, fortschrittlicher Sicherheitsstrategien werden.


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Fachbereichsleiter Security | Projektleiter | Security Consultant

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